Die Einheit in Frieden und Freiheit herstellen
Rittersturzkonferenz als Erbe und Auftrag Peter Altmeiers
Es gibt Daten, die uns der Kalender diktiert. Das gilt nicht nur für den 175. Jahrestag des ersten gesamtdeutschen Parlaments in der Frankfurter Paulskirche 1848, sondern auch für den 75. Jahrestag der Rittersturzkonferenz im Koblenz 1948. Bei beiden Ereignissen ging es um die Frage: „Wie kann die deutsche Einheit in Freiheit hergestellt werden?“
Nun fallen epochemachende Daten der Weltgeschichte nicht vom Himmel. Lange vorher kennt man sie. Schließlich war diese Konferenz ein geschichtliches Ereignis von nationaler Tragweite. Darum bietet es sich an, 75 Jahre da-nach einen zentralen Festakt als Ausdruck der Freude zu veranstalten – als eine Chance zum Innehalten, zur Selbstvergewisserung als Stadt und als eine gute Gelegenheit, Antworten auf Fragen nach ihrer Zukunft zu geben. Es wäre ganz im Sinne Peter Altmeiers:
Diese Fragen gehören zu seinem Erbe und Auftrag, als er als erster frei gewählter Ministerpräsident von Rhein-land-Pfalz vom 8. bis 10. Juli 1948 zur Konferenz ins Hotel auf dem Rittersturz nach Koblenz eingeladen hatte.
Die mit der Rittersturzkonferenz auf den Weg gebrachte territoriale Neuordnung Deutschlands als Bundesstaat mit seinen damals noch 10 Bundesländern und Stadtstaaten ist das äußere Gerüst unserer Staatlichkeit. Seine verfas-sungsmäßig verbriefte freiheitlich-demokratische Grundordnung findet sich in einer Vielzahl von Regelungen un-seres Grundgesetzes wieder, die nicht nur Frieden in Freiheit sichern, sondern auch politische Freiheit selbst er-möglichen. Wir sind dazu aufgerufen, davon in Staat und Gesellschaft Gebrauch zu machen. Die große Bedeutung der Rittersturzkonferenz liegt nun darin, dass sie den Ausgangspunkt für die Beratungen des Grundgesetzes im Parlamentarischen Rat bildete, das bis heute das Fundament unsrer freiheitlich-demokratische Grundordnung von Staat und Gesellschaft ist.
Für Peter Altmeier als Ministerpräsident eines neu geschaffenen Bundeslandes, das 1946 aus vier Teilterritorien der Rheinprovinz, Hessen-Nassaus, der Pfalz und Rheinhessens, gebildet wurde, bestand die tägliche politische Herausforderung u.a. darin, die Menschen aus verschiedenen Landesteilen zusammenzuführen. Uns kann das daran erinnern, dass die politische Einheitsbildung unter der Bedingung von Freiheit eine tägliche Aufgabe ist. Wie sehr politische Einheitsbildung in Freiheit auf allen Ebenen täglich stattfinden muss und letztlich nicht aufhören darf, zeigen jene Herausforderungen, die sich aus den immer noch unterschiedlichen Lebensverhältnissen in un-serem Land ergeben. Es ist darum auch eine kommunalpolitische Frage ersten Ranges, wie wir mit der Geschichte in unserer Stadt umgehen. Dass wir seit mehr als 75 Jahren in Rheinland-Pfalz und seit 1949 mit dem Grundgesetz in Deutschland unser öffentliches Leben gestalten können, haben wir insbesondere den wegweisenden Beschlüs-sen der Rittersturzkonferenz zu verdanken.
Das 75jährige Jubiläum der Rittersturzkonferenz sollte ein Grund zur Freude und darum für alle Repräsentanten von Staat und Gesellschaft ein willkommener Anlass sein, sich daran öffentlich zu erinnern. Die Stadt Koblenz hätte als Ort der Rittersturzkonferenz in einem offiziellen Festakt von nationaler Bedeutung die Chance zu zeigen, wie geschichts- und gegenwartsbewusst sie als menschenfreundliche Stadt ihre Verhältnisse in Frieden und Freiheit wahren konnte und künftig zu gestalten gedenkt.
Hubert Luszczynski, Präsident der Peter-Altmeier-Gesellschaft in Koblenz e.V., c/o Eitelborn